Tanz und Märchen - Einweihungswege der Seele
Die Bildersprache der Märchen lässt die Mächte unserer Seele erkennen. Alle menschlichen
Erfahrungsbereiche werden im Märchen wie im Kreistanz angesprochen. Beide haben eine festgelegte Form, in der sich alle Strukturen zu einem verbindlichen Muster ordnen.
Die Seminare bieten die Möglichkeit eines Dialogs mit den archetypischen Bildern der Märchen, deren Inhalte über die Bewegung zur Musik erfahren werden. Dadurch werden im Tanzenden verborgende Kräfte aktiviert. Hoffnung, Mut und Vertrauen können wachsen, und die Freude am gemeinsamen tun und Erleben hebt das Alltägliche ins Festliche.
Die Musik der Kreistänze reicht von mittelalterlicher Tanzmusik zum Barock, zu osteuropäische Folklore, finnischer Kantelemusik und Saitenmusik der Gegenwart.
Die Tänze zu den Märchen sind eine Interpretation in Musik und Bewegung von Dagmar Hahn-Mehren.
Hänsel und Gretel - Formenwandel der Grossen Mutter
Das Geschwisterpaar, das gemeinsam auf den Weg geschickt wird, hilft und ergänzt sich gegenseitig auf seiner Reise.
Im Vordergrund der Erzählung steht die Wandlung des Weiblichen. Der Formenwandel der Großen Mutter wird in vielen Symbolen deutlich:
Die Unerbittlichkeit der Reifung ist in der Stiefmutter personifiziert. Sie drängt das junge Leben in die Eigenständigkeit, wacht an der Grenze zur Kindheit darüber, dass kein Mensch in seinem alten Zustand verharrt. Sie verhilft allen Dingen zur Reifung.
König Drosselbart - Durch Liebe zur Reifung
Das Märchen von König Drosselbart erzählt in der Geschichte von der schönen Königstochter, dass jeder Mensch die Anlage des Höchsten in sich trägt und die Fähigkeit hat, es auch zu erreichen.
Die Prinzessin können wir verstehen als ein Bild der Seele auf ihrem Weg des Reifens.
Im Vordergrund der Erzählung steht die Wandlung der beziehungsunfähigen Königstochter, die, um zu reifen, einen Weg durch die Tiefe geht. In der Maske des Bettlers und Spielmanns erscheint König Drosselbart als ihr Lehrmeister.
Er ist der Seelenführer, der sie durch die verschiedenen Entwicklungsstufen führt.
„Am Du wird der Mensch zum Ich“ (M. Buber). Um königlichen Stand zu erreichen, muss der Mensch den Weg des Dienens gehen: Denn nur das Niedrigste gelangt an die höchste Stelle.
Die so erworbene Krone und das Prachtkleid lassen das Licht der im Inneren erreichten hohen Vollendung der menschlichen Seele sichtbar werden. Hochzeit mit dem König zu halten, ist das Bild für die Vermählung der Gegensätze in der Seele, für die Reifung zur Vollkommenheit als Ziel jedes Entwicklungsweges.
So muss die Tochter dem Bedürftigen und dem Missachteten begegnen, um ihrer eigenen Bedürftigkeit und Fragwürdigkeit bewusst zu werden. Erst dann kann sie ganz sie ganz sie selbst werden.